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Artikel
vom 03.08.01, erschienen in der Mitteldeutschen Zeitung
Der Stadtpark sollte geschlossen
werden VON UNSEREM REDAKTEUR THOMAS STEINBERG
Dessau/MZ.
Der Vorschlag verblüfft, bevor er einleuchtet. Schließt
den Stadtpark, schafft ihn ab, verkauft, privatisiert ihn - das ist
allemal sinnvoller, als einen kaum genutzten Park auf Dauer zu pflegen.
Unterbreitet hat die Idee das buero für integrative kunst:
Seit längerem schon haben sich Joerg Amonat, Stefan Krüskemper
und Johannes Volkmann mit dem Dessauer Stadtpark beschäftigt,
der weder schmuddelig ist, noch irgend welche Absonderlichkeiten
aufzuweisen hat - und trotzdem nicht funktioniert: wunderschön
gelegen sei der, aber kaum wahrgenommen. Also: Schließen.
Der Vorschlag sei ernst gemeint, beteuert das Trio, dem jedoch schon
eine bloße
Testabriegelung verweigert wurde. Diese sollte zu einer Reihe von Aktionen
gehören, um über den Stadtpark eine öffentliche Debatte anzuzetteln.
Seine Ziele hat das buero für integrative kunst dennoch beibehalten
und eine Reihe von Aktivitäten angeschoben. Amonat, Krüskemper und
Volkmann wollen dabei möglichst viele Aspekte beleuchten, die sich auf
den Stadtpark und dessen Nutzung und Wahrnehmung auswirken: poltische, soziale,
wirtschaftliche. Der Mord an Alberto Adriano im vorigen Jahr ist dabei für
sie zwar ein Teil der Auseinandersetzung, allerdings habe er für sie keine
zentrale Bedeutung. »Uns interssiert der Stadtpark als öffentlicher
Raum. Und dies nicht erst seit dem Mord.«
Dass sie den Stadtpark überhaupt als Thema entdeckten, ist eher dem Zufall
zuzuschreiben: Sie besuchten Dessau bei schönen Wetter und fanden sich
zu ihrer großen Überraschung allein im Biergarten des Teehäuschens;
nun könne zwar der erste Eindruck nicht verallgemeinert werden, doch sei
ein Bild entstanden, das für die Gruppe Anlass war, weiter zu überlegen.
Ein zentrales Anliegen der Aktion ist das Gespräch. Auch in der Vergangenheit
sei über das Problem gesprochen worden, jedoch sei einiges wieder ins
Stocken geraten. Allerdings müsste Obacht gegeben werden, dass Ideen nicht
zerredet werden.
Leserbrief
vom 04.08.01, erschienen in
der Mitteldeutschen ZeitungMitteldeutschen
Zeitung |
Hallo
Nun ist es wieder soweit, jetzt soll mann für das Luft holen im
Stadtpark auch noch Eintritt bezahlen. Das Trio sollte es mal mit richtig
Arbeiten versuchen , dann hätte
man gar
nicht die Zeit sich sowas aus zu denken. Es gibt wichtigere Dinge in
unserer Stadt Dessau zu tun !
Danke
From:
xxxxxx@aol.com
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Leserbrief
vom 04.08.01, erschienen
in der Mitteldeutschen Zeitungitteldeutschen
Zeitung |
Als
Anwohner des Stadtparks bin ich schon erstaunt über
Ihren Mut, solch einen Artikel überhaupt zu veröffentlichen.
Wer, was und wo ist das buero
für integrative kunst? Auf alle
Fälle
sind es keine Dessau er und damit in keiner Weise befähigt
oder qualifiziert, für
Dessau so einen Vorschlag zu machen. Diese grüne Lunge in
der Stadt weg, das darf einfach nicht wahr sein! Nun war kurz nach
der
Wende schon einmal der Gedanke da, den Stadt park zu bebauen. Zum
Glück
sind diese Gedanken gar nicht erst ernst genommen worden. Nun kommen
drei Möchtegernkünstler von Maklersgnaden und fangen
damit wie-der an. Man kann nun mal solch einen Erholungswert nicht
in die
Gewinnspanne bringen. Nun kann man geteilter Meinung sein über solche
hirnrissigen Vorschläge. Irgendwo kommen diese ja her
und werden ausgebrütet. Hier ist nicht die mangelnde Ausnutzung
die Frage, dazu müsste es ja eine Kosten-Nutzen-Rechnung geben,
die diese drei geistig Unterbemittelten bestimmt nicht haben. Hier
können durchaus bestimmte Immobilienhaie ihre Hände im
Spiel haben, das könnte schon eher der wahre Grund sein. Und
die drei Herren wurden dafür bezahlt. Zu Ihrer Ehrenrettung
nehme ich an, Sie haben dafür kein Geld genommen.
Gerhard
Nickel
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Artikel
vom 10.08.01, erschienen in der Mitteldeutschen
Zeitung
Park
ins Bewusstsein holen An
empörten Leserbriefen hat es nicht gemangelt: Den Stadtpark
schließen? Niemals! Allerdings - der Vorschlag einer
Künstlergruppe war zugespitzte Provokation. Das buero
für integrative kunst will genau das Gegenteil
erreichen: den Stadtpark weiter öffnen.
VON
UNSEREM REDAKTEUR THOMAS STEINBERG
Dessau/MZ/tst. »Sie
sind das.« Der Satz sauste mit Wucht gesprochen nieder.
Wären mehr Leute im Laden gewesen, es hätte wohl
einen Tumult gegeben: hier standen jene zwei der Leute, die
vernehmlich darüber nachgedacht hatten, den Stadtpark
zu schließen, ihn zu privatisieren. Die Überlegung,
kundgetan in der MZ, sorgte für sehr böse Leserbriefe.
Tenor: Wir lassen uns den Stadtpark nicht wegnehmen. Schon
gar nicht von irgendwelchen Auswärtigen. Überhaupt:
Ist dieses buero für integrative
kunst nicht Vorhut
für Makler? Nein, ist es nicht.
Joerg Amonat amüsiert der Vorwurf. Er ist einer der Künstler,
die sich im virtuellen Büro für integrative Kunst zusammengefunden
haben und deren Thema (zumindest in Dessau) der öffentliche
Raum ist, der Stadtpark, um genau zu sein. »parkTV in Dessau« haben
sie ihr Projekt genannt, und »Wachsen!« das Thema, das
darin behandelt wird; es soll den trotz seiner zentralen Lage wenig
genutzten
Park in das Bewusstsein holen. Fernziel: diesem Stadtpark Bedeutung
zurückgeben, ihn attraktiv - anziehend im Wortsinn - zu machen,
damit die Dessauer und ihre Gäste ihn häufiger aufsuchen.
Die Büromenschen - sie stammen aus verschiedenen Städten,
leben in verschiedenen Städten und haben sich beim Kunststudium
in Nürnberg kennen gelernt - sind eines genau nicht: Büromenschen,
deren Sicht auf die Dinge von der Aktenlage bestimmt wird. Ebenso wenig
sind Ateliers ihre Heimstätten. Das, ahnt Stefan Krüskemper,
sorgt gelegentlich für Irritationen: egal, ob sie sich um den
Dessauer Stadtpark kümmern oder ausgerechnet im reichen und zum
Bersten satten Düsseldorf mit Erwerbslosen zusammenarbeiten. In
Dessau geht es ihnen zunächst um das Gespräch ohne vorgefertigte
Strategien, darum, Ideen zu finden, was Amonat, Krüskemper und
die anderen durchaus als längerfristige Aufgabe sehen, eine umso
schwerere, weil immer wieder der Mord an Alberto Adriano alles andere
zu überlagern droht; für die Künstlergruppe ist er
Thema, keineswegs Thema.
Es ist ein umfangreiches Programm, das vom Büro für integrative
Kunst ausgeklügelt wurde, eines, das aufwendige Internet-Präsentationen
(www.parkTV.de - auch im Schaulandt zu sehen) ebenso bietet wie
einen Parkspaziergang, Vorträge und Diskussionen am Sonntag.
Mehr war vorgesehen: Ein Kinoabend im Park und dessen symbolische
Sperrung
wurden indes von der Stadt untersagt. Amonat ist deshalb froh, schon
vorher für die Diskussionsrunde ins Rathauscenter ausgewichen
zu sein - wenngleich ihm die Ironie bewusst ist: im privaten Raum über
den öffentlichen Raum zu reden. Das Programm Der kommende Sonntag
ist vorläufiger Höhepunkt der Aktion »parkTV in dessau«.
Am Vormittag, 10.30 Uhr, lädt das buero
für integrative kunst zu einem Parkspaziergang ein: Auf einer geführten Tour sollen
hier die Geschichte des Parks und seine Besonderheiten erläutert
werden. Nach einer Mittagspause geht es ab 13 Uhr mit Diskussionen
im Rathauscenter weiter. Eingeladen sind: Bürgermeister Holger
Platz; der Stadtplaner Boris Krmela; Klaus Klemp, Leiter des Kulturamtes
Frankfurt/Main; Gerald Kohl, Leiter des Polizeireviers; Kerstin Lück,
Idea Consultants Consortium Berlin.
Mitteldeutsche
Zeitung
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Das buero im
Gespräch über die Videoüberwachung des Stadtparks in
Dessau und die Erfahrungen der Projektarbeit vor Ort...
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Warum Dessau? |
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Programm |
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Reaktionen |
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Interview |
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Es ist Realität, denn der Rückzug
in private Räume hat längst stattgefunden... |
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Jörg
Amonat |
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Unterstützt
wurde das Projekt »parkTV« durch das Stipendium des Bayerischen
Staatsminsteriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sowie... |
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Projektunterstüzung |
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